„Ich komme selbst aus der Türkei und für mich war das Erdbeben ein Schock. Ich habe zwar selbst niemanden aus meiner Familie verloren, aber im Land liegen meine Wurzeln. Für mich war gleich klar, dass ich helfen möchte“, erinnert sich Cem. Statt ohnmächtig zuzuschauen, sammelte der 17-Jährige zusammen mit seiner Klasse 180 Euro. Dabei handelt es sich um eine Berufsvorbereitungsklasse im kooperativen Modell (BVJk) bei den Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) Westmittelfranken. Cem ist einer von vielen Schüler*innen mit Migrationshintergrund in der Klasse.
Andrea Schenk, Seminarleiterin bei den bfz, ist stolz auf ihre Klasse. Regelmäßig verfolgt sie mit den 15- bis 18-Jährigen die Nachrichten: „Die Debatte über aktuelle Themen gehört für mich zur berufsvorbereitenden Begleitung dazu. Als wir über die Nachrichten des Erbebens sprachen, war da echte Betroffenheit. Das wollte ich nicht so stehen lassen und habe versucht, die Klasse zum Aktivwerden zu animieren. So merken die jungen Menschen, dass sie etwas in der Welt bewirken können."
Es entstand die Idee zu einer kreativen Backaktion, bei der alle Mitschüler*innen beim Einkauf und bei der Zubereitung mithalfen. Es wurden Quiches in drei unterschiedlichen Sorten gebacken. „Die Schülerinnen und Schüler haben sich mit ihren unterschiedlichen Qualitäten perfekt ergänzt“, erzählt Schenk. Auch Werbeplakate und Handzettel wurden erstellt, um auf den Verkauf in der Schulkantine der Berufsschule Dinkelsbühl aufmerksam zu machen. Danja Berthold, Klassenlehrerin an der Berufsschule, unterstützte alle Aktivitäten mit Elan.
Cem resümiert: „Mir hat es geschmeckt. Die ganze Aktion hat Spaß gemacht. Am wichtigsten ist, dass wir dadurch tatsächlich Geld eingenommen haben und es gemeinsam zur Bank geben konnten.“ Welche Organisation die Spende schließlich im Erdbebengebiet übergibt, darüber berät die Klasse noch.
Das Berufsvorbereitungsjahr im kooperativen Modell (BVJk) richtet sich an Jugendliche, die entweder noch keinen Schulabschluss beziehungsweise noch keinen Ausbildungsplatz gefunden oder eine Ausbildung abgebrochen haben. Die Berufsvorbereitung findet in Zusammenarbeit zwischen der Berufsschule und den bfz statt. Wöchentlich werden drei Tage Unterricht in der Berufsschule erteilt, zwei Tage sind für Berufspraxis entweder in den bfz-Räumlichkeiten oder in Betrieben. Beides wird von den Seminarleiter*innen am bfz-Standort Dinkelsbühl begleitet. Ziel ist neben dem Erwerb eines Schulabschlusses der Abschluss eines Ausbildungsvertrages.