
Hinter den Kulissen des umfangreichen Sprachkursangebots der Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) am Standort Bayreuth agiert Lisa-Marie Wetekamp. Als Koordinatorin ist sie die treibende Kraft für einen reibungslosen Ablauf und Ansprechpartnerin für die großen und kleinen Anliegen ihrer Teilnehmer*innen.
Frau Wetekamp, welche Sprachkurse werden aktuell in Bayreuth angeboten, wie hoch ist in etwa die Teilnehmerzahl und welche Nationalitäten sind am häufigsten vertreten?
Wir bieten eine Vielzahl an Integrations- und Berufssprachkursen an und decken im Integrationsbereich fast alle BAMF-geförderten Kursarten ab – von allgemeinen Kursen bis hin zu Alphabetisierungs- und Zweitschriftlernerkursen. Im Berufsbereich gibt es Kurse auf B2-Niveau sowie spezielle Angebote für Auszubildende in der Pflege.
Die durchschnittliche Teilnehmerzahl liegt bei 18 bis 20 Teilnehmenden, in Alphabetisierungskursen sind es maximal 16. In unseren Kursen treffen verschiedene Kulturen aufeinander, was sich in der vielfältigen Mischung an Nationalitäten widerspiegelt, darunter viele aus dem arabischen Raum und der Ukraine.
Welche konkreten Herausforderungen beobachten Sie am häufigsten bei der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund, zum Beispiel in Bezug auf den Arbeitsmarkt, das Bildungssystem oder den Alltag in Deutschland?
Problematisch ist die fehlende Kinderbetreuung, insbesondere in den Schulferien. Das ist natürlich kein Thema, das nur Migrant*innen betrifft, sondern alle Eltern. Nicht immer können wir Sprachkursferien während der Schulferien planen. Die fehlende Kinderbetreuung auch am Nachmittag führt dazu, dass gerade Alleinerziehende weniger Zeit für die Kursvor- und -nachbereitung haben oder sogar erst wesentlich später als andere Personen in einen Kurs eintreten können. Auch die weiteren Herausforderungen betreffen die Gesamtbevölkerung gleichermaßen: Die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt und die schlechte Anbindung an den Nahverkehr im ländlichen Raum sind neben den Herausforderungen der deutschen Bürokratie übliche Probleme. In Bezug auf den Arbeitsmarkt beobachten wir, dass die Anerkennung der Berufsausbildung aus dem Ausland sehr lange dauert oder teilweise nicht möglich ist, sodass eigentlich gut qualifizierte Teilnehmende zunächst Helfertätigkeiten annehmen müssen.
Was sind Ihre schönsten Erfahrungen oder Erinnerung bei der Arbeit mit Teilnehmenden?
Ich erinnere mich an einen Teilnehmer, der uns von einem Integrationskurs über einen Berufssprachkurs begleitet hat und dann in der Berufsfachschule für Pflege in Bayreuth eine Ausbildung begonnen hat. Auch unsere Kollegin Nina Bilko, inzwischen seit mehr als einem Jahr Seminarleitung bei uns, kennen wir schon seit ihrer Anfangszeit in Deutschland, nachdem sie aus der Ukraine geflüchtet ist. Vom Einstufungstest Integrationskurs über den Eltern-Integrationskurs, die Berufssprachkurse B2 und C1 war Nina Bilko immer bei uns. Direkt im Anschluss haben wir die gelernte Buchhalterin eingestellt, hier ist sie nun für die Seminarleitung für Integrationskursen und Berufssprachkursen zuständig und kann wertvolles Wissen als ehemalige Teilnehmerin einbringen, da sie auch „die andere Seite“ kennt. Zu sehen, wie jemand sich mit dem Erwerb der Sprache und der Integration in Deutschland immer weiterentwickelt, ist für mich sehr wertvoll.
Über die reinen Sprachkurse hinaus: Welche zusätzlichen Unterstützungsangebote bieten die bfz Bayreuth den Teilnehmenden, um ihre Integration in Deutschland zu erleichtern?
Die Berufssprachkurse B1 und B2 haben eine feste sozialpädagogische Begleitung, die für die Teilnehmenden jederzeit als Ansprechpartner*in zur Seite steht. Dieses Angebot wird sehr gerne genutzt. Übliche Themen neben den bereits genannten Herausforderungen sind die Jobsuche und Prüfungsängste. Zudem haben wir die Möglichkeit, an andere interne Bereiche innerhalb der bfz weiter zu vermitteln, wenn besondere Unterstützung benötigt wird.