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BTZ in Nürnberg unter neuer Leitung

bfz Mittelfranken

„Sinnvolle und passende Arbeit kann Halt geben“, sagt Kerstin Lindsiepe, die neue BTZ-Leiterin im Interview – und spricht über ihre Pläne für mehr Trauma-Sensibilität und Vielfalt in ihrem Team.

News- Foto: Eine Frau posiert lächelnd für die Kamera

Seit Anfang April leitet Kerstin Lindsiepe das Berufliche Trainingszentrum (BTZ) Mittelfranken in Nürnberg. Die 43-jährige Diplompädagogin, systemische Therapeutin, Trauma-Expertin und Supervisorin bringt langjährige Erfahrung aus der Beratungsarbeit mit. Im Interview spricht die dreifache Mutter über ihre Motivation für die neue Stelle, den Neustart des BTZ – und warum es sich lohnt, Menschen mit psychischen Erkrankungen den Weg in die Arbeitswelt zu ebnen.

 

Kerstin, willkommen im Team bfz Mittelfranken! Seit knapp einem Monat bist du die neue Leiterin des BTZ. Fühlst du dich schon angekommen? 

Es ist sehr spannend für mich gerade. Ich bin noch in der Einarbeitung, habe viele Termine, lerne täglich neue Menschen kennen, was ich sehr schön finde, und freue mich sehr darauf, bald richtig gut durchstarten zu können. Angekommen fühle ich mich, ja. Ich wurde mit offenen Armen empfangen und fühle mich wohl. Nürnberg kenne ich gut, ich bin Nürnbergerin und arbeite schon lange in Nürnberg.

Was reizt dich an deiner neuen Stelle, an deinen neuen Aufgaben? Warum hast du dich beworben? 

Die Unterstützung von Menschen mit psychischen Erkrankungen ist mir schon immer am Herzen gelegen. Bereits nach der Schulzeit habe ich mein Freiwilliges soziales Jahr im Klinikum am Europakanal absolviert und dann während meines Pädagogikstudiums in Bamberg Praktika in diesem Bereich gemacht. Nach dem Studium habe ich in einem Sozialpsychiatrischen Dienst gearbeitet und in den letzten zwölf Jahren in einer Beratungsstelle für gewaltbetroffene, oft auch traumatisierte Frauen. Auch Leitungserfahrung konnte ich bereits sammeln. Außerdem bin ich nebenbei Supervisorin, ich begleite also Menschen in Arbeitskontexten. Als Leiterin des BTZ kann ich all meine bisherigen Erfahrungen sehr gut miteinander verbinden.  

Bist du Leitern dennoch noch nah an den Menschen dran? Fehlt dir die Beratungsarbeit schon? 

Bisher nicht, ich bin ja im gleichen Haus wie die Teilnehmenden und ich treffe jeden Tag auf sie und auf meine Kolleg*innen. Meine Bürotür ist für alle offen. Das genieße ich sehr, jeden Tag Menschen zu sehen und in Kontakt zu sein. Der große Überbau, den ich gerade kennenlerne, ist allerdings schon neu für mich. Das BTZ ist zwar wie eine eigene Einrichtung in den bfz, aber natürlich an die bfz Mittelfranken und BTZ-Zentrale in München angegliedert. Das gibt einem Rückhalt, bedeutet aber auch viel Abstimmung, vor allem, was die Neuaufstellung hier betrifft. Das kannte ich in dem Ausmaß von meiner letzten Leitungsposition nicht. 

Das heißt, das BTZ stellt sich mit dir neu auf? 

Das BTZ gibt es seit 2022. Zuletzt war aber nicht klar, wie es weitergehen soll. Nach der Entscheidung der Geschäftsleitung im letzten Jahr alle BTZ der bfz weiterzuentwickeln, arbeiten wir daran, das BTZ-Portfolio mit neuen Leistungen zu erweitern und wir freuen uns auf die neuen Möglichkeiten. Meine Aufgabe ist nun ein festes Stammteam aufzubauen. Wir suchen neue Kolleg*innen für unterschiedliche Funktionen.  

Wen sucht ihr konkret? 

Wir suchen gerade eine*n Psycholog*in, eine*n Ergotherapeut*in, eine*n Ausbilder*in im kaufmännischen Bereich. Momentan sind wir ein fünfköpfiges Team mit zwei Psycholog*innen, einer Sozialpädagogin und einem Koch-Ausbilder. Dazu kommen aktuell noch Honorarkräfte. Die Vielfalt im Team wird groß sein und wir wollen uns fachlich gut aufstellen, darauf freue ich mich schon sehr.  

In einem interdisziplinären Team mitzuwirken, das ist eine sehr gute Art zu arbeiten. Es ist wertvoll aus verschiedenen Perspektiven auf Themen und auf Menschen und deren Ressourcen zu schauen. Das ist sehr bereichernd. Mit diesem Team, mit einem guten Personalschlüssel, guter Fachlichkeit und viel Motivation werden wir das BTZ auf neue Füße stellen. Wir wollen mehr Menschen mit psychischen Erkrankungen dabei unterstützen, stabiler zu werden, sich etwas zuzutrauen und in gute Arbeit zu kommen. Momentan haben wir sieben Teilnehmende. Jetzt schaffen wir die Kapazitäten, um noch mehr Menschen mit psychischen Erkrankungen den Weg ins Arbeitsleben zu ebnen. 

Warum ist es denn so wichtig, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen arbeiten?  

Arbeit kann etwas Strukturgebendes und Sinngebendes sein. Aber nur, wenn die Arbeit gut tut. Das muss schon passen und einen Sinn ergeben. Was jeweils gut tut, das versuchen wir gemeinsam mit unseren Teilnehmenden herauszufinden. Ohne Arbeit oder anderen strukturgebenden Tagesinhalten besteht die Gefahr, dass Menschen etwa nach einer Therapie wieder in alte Muster abgleiten. Wir sehen hier für unsere Teilnehmenden beides: Wohin es beruflich gehen kann und wie es gesundheitlich stabiler werden kann. Unsere Kostenträger denken aber natürlich auch wirtschaftlich. Beim aktuellen Fachkräftemangel ist es gut, wenn Menschen, die arbeiten wollen, das auch können.  

Was meinst du mit „das auch können“? 

Menschen mit psychischen Erkrankungen haben genau wie alle anderen Menschen sehr viele Qualitäten, gelten aber häufig als nicht systemkompatibel. Sie brauchen also Nischen, in denen sie gut und gerne arbeiten können. Unser Ziel im BTZ ist es, dass die Teilnehmenden mit uns herausfinden, was helfen kann, stabil zu werden und zu bleiben, und welche beruflichen Fähigkeiten und Motivation da sind oder aufgebaut werden können. Mit diesen Basics kann es dann gut weitergehen. Wir haben unterschiedliche berufliche Richtungen, in denen die Teilnehmenden hier in geschütztem Rahmen qualifiziert werden können. 

Durchlaufen alle das gleiche Programm? 

Nein, aktuell haben wir zwei Maßnahmen: In unserem Assessment und Training finden die Teilnehmenden heraus, wie belastbar sie sind und was sie brauchen. Sie entwickeln erste Ideen, in welcher beruflichen Richtung sie gut aufgehoben sein könnten. Außerdem erlernen sie berufsbezogene Kompetenzen in verschiedenen beruflichen Richtungen. Unsere zweite Maßnahme, das berufliche Training, kann bis zu zwölf Monate dauern. Diese zielt darauf ab, die Belastbarkeit wieder aufzubauen, Praktika zu machen, auszuprobieren, welche Strukturen, welche Voraussetzungen gebraucht werden, damit es gut funktioniert. Wir helfen, Bewerbungsunterlagen zu erstellen, Kontakte aufzubauen und schließlich ganz konkret in Arbeit zu kommen. Auch hier erlernen die Teilnehmenden bei uns im geschützten Bereich berufsbezogene Kompetenzen in verschiedenen beruflichen Richtungen. Allgemein sind psychische Erkrankungen ja ein Riesenthema und es ist gut, dass sich Menschen bei uns trauen, darüber zu reden. Nur so finden wir gute Wege. 

Wird sich das BTZ mit dir auch fachlich verändern? 

Tatsächlich habe ich schon angefangen, mir erste Wünsche für eine fachliche Neuaufstellung zu erarbeiten: Eine Kollegin bildet sich aktuell im Bereich Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung weiter, was ich sehr spannend und wichtig finde. Mir persönlich ist es inhaltlich wichtig, dass wir trauma-sensibel arbeiten und Menschen hier einen sicheren Ort bieten. Ich erlebe, dass wir auch hier traumatisierte Menschen haben, ganz typisch für den Reha-Bereich. Dann ist es gut, wenn wir hier trauma-pädagogische Standards verfolgen, wobei trauma-sensibles Arbeiten an sich für alle Menschen hilfreich ist. Das ist mein fachlicher Wunsch fürs Erste. Sicherlich folgen hier noch ganz viele Ideen, die ich nach und nach mit meinem Team erarbeiten will. Insgesamt haben wir neue Angebote beantragt, die uns auch fachlich weiter entwickeln werden und ich freue mich darauf.  

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