
Glückliche Gesichter am frühen Morgen auf einer Wiese zwischen Reichersdorf und Ruppmannburg. Mit Erleichterung beobachten die zehn Jugendlichen, wie Jägerin Bärbel Dittrich das Rehkitz vorsichtig in einem Karton aus der Wiese trägt, gerettet vor den scharfen Messern des Mähdreschers. Kaum zwei Stunden alt ist das zweite Kitz, das die Truppe heute vor dem sicheren Tod bewahrt. „Boah, wie cool!“, rufen sie. „So ein Unterricht macht Spaß!“ Gut fühlt es sich an, ein Leben zu retten, etwas Sinnvolles getan zu haben – und Bärbel Dittrich zu kennen.
Für Bärbel Dittrich ist die Jagd kein Beruf, sondern Ehrenamt. Hauptberuflich ist sie Seminarleiterin und Organisatorin der Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB) am bfz-Standort Roth-Weißenburg. Das BvB-Jahr hilft jungen Menschen weiter, wenn sie noch nicht wissen, welcher Beruf zu ihnen passt. Dittrich hat die Rehkitzrettung als Praxisanschauung für die Unterrichtseinheit zum Thema Natur, Klima und Umwelt integriert und theoretisch begleitet. Im Mai und Juni mähen Landwirte ihre Wiesen zum ersten Mal im Jahr. Zur gleichen Zeit werden Rehkitze geboren. Nicht nur bei der Geburt, auch in den ersten Lebenswochen verstecken sich die Jungtiere instinktiv im hohen Gras, wenn Gefahr droht. Dieses natürliche Verhalten schützt sie vor Fressfeinden.
Nicht nur eine Rettungsaktion
Schon letzte Woche hatten die Teilnehmenden fünf Hektar Wiese abgesucht. „Es ist auch schön, dass unser Bildungsbegleiter Stefan Graf und unsere Sozialpädagogin Annalena Grießinger die Aktion so toll unterstützt haben“, merkt die Jägerin an. Mit gesenktem Blick waren sie alle in geschlossenen Reihen mit einem Abstand von ein bis zwei Metern durchs Gras geschritten.
Heute hat eine Drohne mit einer Wärmebildkamera geholfen, die zwei Rehkitze gezielt aufzuspüren. In beiden Fällen hatte der Landwirt die Revierjäger über die geplante Mahd informiert. Insgesamt verantworten Bärbel Dittrich und ihr Mann Alexander, der auch Fachlehrer in der BvB-Maßnahme ist, 564 Hektar Land. Sie sind dafür mit 22 Landwirten in Kontakt. „Die Rettungsaktionen können nicht mit viel Vorlauf geplant werden, weil die Bauern nur mähen, wenn gutes Wetter ist. Man muss also schnell reagieren und Hilfe zusammentrommeln. Schön, dass unsere Teilnehmenden so begeistert dabei waren!“